Rohbauarbeiten im LernWerk im Zeitplan

Bocholt (PID) – Ein großer, transparenter Kubus ragt in das alte Gemäuer der ehemaligen Textilfabrik Herding: So wird es künftig aussehen, das neue Haus für Kultur und Bildung mit dem Namen „Lernwerk“ an der Industriestraße 1. Dort sollen städtische Einrichtungen wie Volkshochschule, Musikschule, Stadtarchiv einziehen. Gleichzeitig soll dort die freie Kultur- und Künstlerszene eine Plattform bekommen.

Straßenansicht LernWerk Bocholt
Innenansicht Foyer LernWerk Bocholt

Basis des „Lernwerk“ ist ein altes Industriegebäude, das für die neuen Funktionen umgebaut wird. „Die Herausforderung besteht darin, Altes und Neues zusammenzubringen und dafür die richtige architektonische Sprache zu finden. Es gilt, im „Lernwerk“ die Vielfalt der Nutzungen und Funktionen darzustellen und gleichzeitig ein offenes, einladendes Haus für die Öffentlichkeit zu konzipieren“, so Prof. Dr. Franz Pesch.

„Aufbruch-Stimmung im wahrsten Wortsinn“

Mit 13:2 Stimmen fiel die Wahl seinerzeit klar auf den Entwurf des Büros „Architektur Contor Müller Schlüter“ aus Wuppertal. „Der Entwurf stellt Aufbruch-Stimmung im wahrsten Wort dar, weil ein neues Gebäude in ein altes hineinragt und es aufbricht. Dadurch wird die Transformation, die das gesamte Areal durchläuft, architektonisch versinnbildlicht“, sagte Bocholts Stadtbaurat Ulrich Paßlick (1992-2016).

Die Stadt Bocholt entwickelt im Rahmen des Gesamtprojektes KuBAal das LernWerk als Zentrum für Begegnungen, Bildung und Kultur in den Räumen des ehemaligen Generalgebäudes der Firma Herding. Durch ein offenes Haus mit gemeinsam genutzten Flächen soll die Kommunikation vieler Akteure angeregt und gefördert werden, der industriekulturelle Hintergrund des Gebäudes soll dabei zusätzlich inspirierend wirken – die Großzügigkeit und Einzigartigkeit des historischen Gebäudes soll weiter verfügbar bleiben.

Mit einem gezielten, sich aus den Anforderungen des Raumprogramms ergebenen Einschnitt in die historische Bausubstanz werden die notwendigen großflächigen Funktionseinheiten und die Erschließung des Gebäudes hergestellt. In den Einschnitt wird ein „Studio-Kubus“ gesetzt, der mit einer textilbespannten Hülle über dem Haupteingang schwebt und in Kontrast zum massiven Ziegelbau steht. Als neues Element nimmt der Kubus dabei auch Bezug auf die ehemalige Nutzung des Gebäudes als Spinnerei: Die Fassadenbespannung zeigt, was heute mit modernen Textilien möglich ist. Als Raumtragwerk in Stahlverbundkonstruktion, somit mit stützenfreien Ebenen, beinhaltet der Kubus die notwendigen großflächigen Nutzungen, welche im engen Bestandsstützenraster nicht realisiert werden können, die als gestaltprägendes Element im Inneren weitgehend erhalten bleiben.

An- und Umbauten wurden – mit Ausnahme des zweigeschossigen Anbaus auf der Nordostecke – rückgebaut, so dass der Solitär wieder freisteht. Die historische Westfassade des Herding-Gebäudes bildet die markante Eingangs-Silhouette zur Innenstadt.

Auf den anderen Gebäudeseiten verbleibt nach Abbruch der angebauten Hallen eine heterogene Ansicht, die die Bauwerks-Geschichte durch verbliebene Putzflächen, Öffnungen und Abdrücke auf der Fassade „erzählt“ und sichtbar macht. Diese Zeitzeugen sollen durch homogene Putzflächen aufgewertet und zusammengefasst werden und so auf der Fassade nach wie vor erlebbar sein. Alte, derzeit verschlossene Öffnungen werden soweit es die neue Nutzung zulässt bzw. erfordert wieder geöffnet und genutzt.

Bei den Bauarbeiten bleibt nur die Grundsubstanz des Gebäudes erhalten. Das Gebäudeinnere wird vollständig neu ausgebaut, wobei die Belange der neuen Nutzung als Begegnungsstätte verschiedener Bildungs- und Kulturbereiche, auch in Hinblick auf die nutzungsspezifischen Anforderungen des Wärmeschutzes, Schallschutzes und Brandschutzes Berücksichtigung finden.

92 Fotos Baustellen LernWerk und versunkene Brücke sowie des Kubaai Freigeländes mit Podiumsbrücke und Kubaai-Spielplatz von Februar 2021